„Ich habe die alten Gewänder gesehen und mir gedacht: Der Stern, so wie er eingekleidet ist, der leuchtet ja gar nicht“, erzählt Sabine schmunzelnd. Dieser Gedanke war der Auslöser für ihre kreative Mission. Mit einem Budget von 2000 Euro von der Gemeinde machte sie sich an die Arbeit. Schnell stellte sie fest, dass diese Summe bei Weitem nicht ausreichen würde, um zehn vollständige Sets für die Sternsinger – bestehend aus Stern, Caspar, Melchior und Balthasar – neu anzuschaffen. „Da habe ich mir gedacht, ich nehme einfach die alten Gewänder und gestalte sie neu“, erklärt Sabine ihre pragmatische Herangehensweise.
Mit viel Liebe zum Detail fügte sie den alten Stoffen neue Bordüren und Säume hinzu. Besonders stolz ist sie auf die Umhänge, die sie komplett neu gestaltet hat – die der Sterne. Dabei legte sie großen Wert darauf, dass die Farben der alten Kronen in den neuen Sterngewändern wieder auftauchen. „Eigentlich mag ich das Nähen gar nicht so“, gesteht Sabine lachend, „ich mache hier learning by doing.“ Doch das Talent scheint ihr in die Wiege gelegt worden zu sein. Ihre Nähmaschine gehörte einst ihrem Vater, der Kostümdirektor an der Wiener Oper war, und ihre Mutter war Hemdenschneiderin.
Sabine schätzt es, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. „Das Nähen an sich kostet gar nicht so viel Zeit, aber das Ausprobieren und Experimentieren, wie die Stoffe zusammenpassen, das kostet einiges an Hirnschmalz“, gibt sie zu. Oft leistet ihr dabei ihre Katze Gesellschaft, die sich gerne auf den Stoffen ausbreitet und es sich gemütlich macht. Und so glitzert und funkelt es überall in Sabines Haus, weil gelegentlich goldene Fäden vom Stoff abfallen und sich im ganzen Haus verteilen. „Es ist, wie es ist“, sagt sie mit einem Lächeln.
Die Arbeit als Sternsingen-Organisatorin und das Neugestalten der Gewänder macht Sabine ehrenamtlich – und das mit vollem Herzblut. Sie organisiert die zehn Sternsingergruppen, sorgt dafür, dass sie Verpflegung bekommen und die richtigen Routen gehen. Zudem besucht sie Schulen und erklärt den Kindern die Bedeutung des Sternsingens, denn für die Menge an Häusern die sie abdeckt braucht sie viele Sternsingerkinder. „Mir ist wichtig, dass jedes Kind in die Sternsingergruppe kommt, die es sich wünscht, und auch die Rolle bekommt, für die es sich beworben hat.“
Besonders stolz ist Sabine darauf, dass drei ihrer Enkelkinder ebenfalls als Sternsinger aktiv sind. Durch ihre Tochter, die sich in der Pfarre engagiert, kam sie überhaupt zu diesem Ehrenamt. Sabine sieht es als Bereicherung, ihre Zeit zu schenken: „Meine Zeit ist meine Spende. Man muss nicht für alles Geld bekommen. Alles, was man austeilt, kommt zurück, darum teile ich lieber Gutes aus“, sagt sie mit einem warmen Lächeln.
Sabine liebt das Nachhaltige an ihrer Arbeit. Sie überlegt sogar, im nächsten Jahr gemeinsam mit der Dreikönigsaktion einen Nähworkshop anzubieten, um alten Sternsingerkleidern neues Leben zu verleihen.
Mit viel Hingabe, Kreativität und dem Wunsch, Gutes zu tun, verleiht Sabine Cazzolli dem Sternsingen in Bludenz-Heiligkreuz nicht nur einen neuen Glanz, sondern auch eine besondere Wärme.
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